Das Leben hinter der Bar (51)

ich hab hier auch mal gearbeitet


In dem Club bin ich eine der letzten, die seit Anfang an dabei ist, Urgestein triffts da leider genau richtig. Dementsprechend hab ich natürlich auch alle Leute, die da jemals gearbeitet haben, kennengelernt, ich kanns nur grob schätzen, aber es müssten insgesamt mit Garderobe/Kasse/Runner/Barleute/Securitys ca. 200-350 Leute sein. Ja, fast 5,5 Jahre haben auch personaltechnisch einen ordentlichen Verschleiss hinterlassen und bei vielen, ja fast den meisten, bin ich ganz froh, dass sie gar nicht mehr da sind.

Aber manchmal passiert es dann wieder. Hans Wurst, der vor 3 Jahren mal ein halbes Jahr gearbeitet hat und an dessen Namen ich mich kaum erinnern kann, weil ich mit der Person aber auch gar nix zu tun hatte, steht bei mir an der Bar und grinst wie ein Putzeimer.

hm, ich muss erstmal grübeln, weil das Gesicht mir zwar was sagt, aber ich es kaum zuordnen kann. Ist es ein Gast? Ein ehemaliger Schul-/Unikollege? WER zum Teufel ist das?
na gut, meinen Namen scheint er zu kennen, also geh ich davon aus, er kennt mich "besser" als ein flüchtiger Gast. Als H.Wurst dann auch noch den Namen von meinem Chef erwähnt und fragt, ob dieser heute auch da seie (ähhh, natürlich oder glaubst du, ich hab den Laden aufgesperrt?), dämmert es mir langsam.

Na gut, es ist viel los und Hans Wurst müsste ja eigentlich noch wissen, dass man bei der Rush Hour keine Zeit für ein Pläuschchen hat, aber völlig egal. "Wie gehts dir denn?, Was machst du so?" werde ich überschwenglich gefragt. Aber seien wir mal ehrlich, es interessiert Dich im Grunde gar nicht, wie es mir geht, sonst hätten wir die letzten Jahre auch Kontakt gehabt. Des Weiteren ist die Frage was machst du so genauso dämlich, weil das eine Frage zu meiner Person ist und wie bei ersterem haben wir ja bereits festgestellt, dass das Interesse an mir nicht besonders groß ist.

Versteht mich nicht falsch, ich bin zu 90% nett, höflich, lache freundlich und beantworte die meisten Fragen, aber diese Oberflächlichkeit k**** mich an... aber wie. Ich versuche selbst auch immer, dieses Spielchen "Hi, wie gehts" nicht mitzuspielen, sage nett hallo, aber gehe weiter, sofern die Person und ich kein besonderes Verhältnis haben. Klar, es gibt auch Leute, die kenne ich nicht besonders gut, aber die mag ich und mit denen habe ich auch schon Gespräche geführt, die ohne oberflächliches Gequatsche sehr gut verliefen.

Dazu kommt es JEDES mal, dass Person xy die Getränke bei mir schnorren will, was ich im Grunde ziemlich unverschämt finde, da xy genau weiß, dass ich einen bestimmten €-Verzehr habe und ich davon selber dann kaum mehr übrig habe. Also warum sollte ich einer im Grunde fremden Person was schenken? Also schicke ich sie zu meinem Chef oder in die Ausgabe und sage ganz ehrlich, dass ich selbst kaum Verzehr übrig habe und nichts ausgeben kann. Wer dann die Augen verdreht oder noch nen dummen Spruch bringt bestätigt mich nur.

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